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Höfe erzählen Geschichte

Unser Kalender 2024 „Fürther Innenhöfe“ wurde den Medien präsentiert. Hier meine Worte dazu:

„Höfe erzählen Geschichte“

Auf das Thema zum Kalender 2024 bin ich bei der Übergabe des Erlöses unseres Kalenders 2023 in Höhe von 1000 Euro an den Verein FürthWiki gestoßen:

Das Geld soll zweckgebunden für Studienarbeiten verwendet werden, die sich mit der Denkmalgeschichte unserer Stadt befassen.

Und um die ist es leider nicht nur in Fürth nicht immer gut bestellt. Nur ein Thema von vielen: Der Abriss von historischer Bausubstanz. Ich zitiere aus einer Beilage in der Süddeutschen Zeitung vom vergangenen Oktober zum Thema 50 Jahre Denkmalschutzgesetz:

„Aus dem Artikel „Es war einmal der Denkmalschutz“: Auch aus Gründen der Energieverschwendung gerät der Abriss von Großgebäuden zunehmend in die Kritik. Immer lauter fordern Architekten, Heimatpfleger und Denkmalschützer: Die Abreißerei muss ein Ende haben.“

Als Antwort auf diese Forderung hört man oft das Argument, man könne nicht gegen bestehende Gesetze verstoßen. Meine Antwort: Wozu haben wir Abgeordnete in Land und Bund, die sehr wohl dazu beitragen könnten, solche Gesetze zu ändern!

Doch zurück zum Kalender 2024.

Dass ich heuer die absolute Qual der Wahl beim Aussuchen der Motive hatte, verdanke ich unserem bewährten Fotografen Gerd Axmann. Er hat mich mit Innenhof-Bildern eingedeckt, die locker für fünf Kalender reichen würden. Wenn also der Lieblingsinnenhof der Betrachter nicht dabei ist – vielleicht gibt es ja irgendwann eine neue Auflage.

Der Kalender ist mittlerweile im Verkauf und bei der Buchhandlung Jungkunz und bei Gerd Axmann zum Preis von 28 Euro erhältlich. Der Erlös wird wieder einem kulturellen Zweck zugute kommen.

Wir bedanken uns herzlich bei den Unterstützern:

Stadt Fürth, Bürgermeister- und Presseamt

Stadt Fürth, Stadtarchiv

Wohnungsgenossenschaft Fürth-Oberasbach eG

Bau- und Siedlungsgenossenschaft Volkswohl eG Fürth

Das Foto ist im Innenhof der Schwabacher Straße 17 entstanden. Es ist auch das Titelbild unseres Kalenders.

V.r.n.l.: Andrea Jungkunz, Buchhandlung Jungkunz, zuständig für den Vertrieb, Fotograf Gerd Axmann, Roland Breun, Geschäftsführender Vorstand der WG Fürth-Oberasbach, Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung, stellv. Stadtheimatpfleger Lothar Berthold, Künstlerin Julia Frischmann, deren Gemälde den Innenhof Steubenstraße 12 belebt, Stadtheimatpflegerin Karin Jungkunz

Ein mutiges und weitsichtiges Bauvorhaben der Wohnungsgenossenschaft Fürth-Oberasbach eG

Roland Breun, Geschäftsführer der WG Fürth-Oberasbach, und sein Vorstand haben Weitsicht bewiesen. In der Kriegerheimsiedlung wurde gezeigt, dass das Bauen der Zukunft nicht mehr im Abriss von altem Baubestand liegt, sondern der Erhalt historischer Objekte klimaneutral und effektiv sein kann. Dieses Beispiel, so wir Stadtheimatpfleger, muss auch andere Bauträger zum Nachdenken und Nachmachen bringen. Das Klima wird es ihnen danken.

Hier die Pressemitteilung dazu:

Denkmalschutzgebäude mit klimaneutraler Zukunft

Baudenkmäler verschiedener Zeitalter prägen die Denkmalstadt Fürth. Hierzu gehört auch die historische Kriegerheimsiedlung. Das Wohnquartier ist die Urzelle der Wohnungsgenossenschaft Fürth-Oberasbach eG. Ein frisch renoviertes Siedlungshaus aus dem Jahr 1924 bereichert nun das Ensemble in mehrerlei Hinsicht. Das schlichte Doppelhaus erzählt von den beschwerlichen Anfängen der Siedlungsgenossenschaft, die in den 1920er Jahren von Rückkehrern aus dem Ersten Weltkrieg gegründet wurde. Es steht beispielhaft für die Gartenstadt-Baukultur zwischen den beiden Weltkriegen und zeigt nach seiner Kernsanierung eine mögliche Zukunft von Denkmalgebäuden im Zeichen von Klimaneutralität und Energieeffizienz. Das Gebäude wurde im Stil einer ursprünglich geplanten Gartensiedlung konzipiert: Die angebauten Schuppen im Hof dienten der Kleintierhaltung und die großen Gärten zum Anbau von Obst und Gemüse, was insbesondere in Notzeiten von großer Bedeutung war.

Gleichzeitig Denkmal- und Klimaschutz

Nachdem das Siedlungshaus in die Jahre gekommen war und wegen dem schlechten baulichen Zustand leer stand, mussten sich die Gremien der Genossenschaft zwischen dem Abriss und Neubau oder einer Generalsanierung entscheiden. Man wählte die fachgerechte Sanierung, möglichst ohne an historischem Charme einzubüßen. Die originalgetreue Nachbildung der Haustüren und Sprossenfenster aus Echtholz nach den historischen Bauplänen, die traditionelle Doppeldeckung des markanten Krüppelwalmdaches mit Biberschwanzziegeln und der Lattenzaun waren entscheidende Gestaltungselemente, um den historischen Gesamteindruck zu wahren. Auch die vor vielen Jahren verschwundenen Fensterläden wurden nachgebaut. Das Farbkonzept der Hausfassade wurde mit viel Sorgfalt und Bedacht gestaltet, um den Bezug zur historischen Siedlung auch nach Auftragen eines Vollwärmeschutzes sicherzustellen.

Dach, Fassade und Keller wurden gedämmt. Das Wohnhaus erhielt eine Außenhülle aus ökologisch nachhaltigen Holzfaserplatten. Zwei Luftwärmepumpen sorgen für die Beheizung. Heizöl oder Erdgas kommen nicht zum Einsatz. In Kombination mit dem Bezug von klimaneutralem Ökostrom erfolgt die Beheizung demnach CO2-neutral im Sinne des neuen Klimaschutzgesetzes des Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Bis 2045 will Deutschland klimaneutral werden, das alte Siedlungshaus ist seiner Zeit also weit voraus.

Spannend war der Fund einer alten Wandbordüre unter mehreren Farbschichten. Anhand der Befunduntersuchungen eines Restaurators wurde die wunderschöne Wanddekoration in den ursprünglichen Farben durch die Spezialisten der Malerfirma Form & Farbe rekonstruiert.

Ein kleines Stück Luxus im Wohnbereich: Die restaurierte Bordüre als Wandschmuck

Durch den Anbau von zusätzlichen 20 m2 je Haus auf der Hofseite erhöht sich die Wohnfläche auf 100 m2. Die Liste der Wohnungsbewerber ist lang. Allein in diesem Jahr sind über 900 Bewerbungen für eine Genossenschaftswohnung eingegangen. Auch wegen des großen Gartens erfolgt die Vermietung bevorzugt an junge Familien.

Die Sanierungskosten betragen etwas über eine Million Euro. Zur Finanzierung konnte noch ein äußerst günstiges Baudarlehn abgeschlossen werden. Mit den heutigen Bauzinsen wäre die Baumaßnahme in dieser Form nicht zu realisieren. Der Bund hat die Maßnahme aus einem Förderprogramm für „Effizientes Sanieren“ bezuschusst.

Die Wohnungsgenossenschaft Fürth-Oberasbach eG investierte in den letzten fünf Jahren über sechs Millionen Euro in den Erhalt der historischen Bausubstanz in der Widderstraße. Die Häuser stammen aus den 1920er Jahren und wurden schrittweise renoviert und energetisch nachgerüstet.

Das Doppelhaus in der Widderstraße 40, 42 – Sanierung statt Abriss, das Motto für die Zukunft

Neues von FürthWiki

Mit großer Freude konnten wir Stadtheimatpfleger den Erlös aus dem Kalenderverkauf 2023 in Höhe von 1000 Euro dem Verein FürthWiki übergeben. Das Geld ist zweckgebunden, um damit künftige Stipendien für Masterarbeiten zu fördern. Anja Wiegel und Kamran Salimi nahmen die Spende entgegen und erläuterten das facettenreiche Forschungsprojekt.

Spendenübergabe im FürthWiki-Laden: Karin Jungkunz, Lothar Berthold, Kamran Salimi und Anja Wiegel (v.l.n.r.)

Das kürzlich neu ins Leben gerufene FürthWiki-Stipendium, derzeit dotiert auf 200 EUR pro Stipendiat*in, richtet sich an Masterstudierende, die ein Thema mit Fürth-Bezug wählen und vom reichen Erfahrungsschatz der FürthWiki-Aktiven profitieren wollen. Es winken nicht nur die finanzielle Unterstützung, sondern spannende Themenvorschläge und unbezahlbare Extras wie Kontaktvermittlung zu lokalen Akteuren und der ein oder andere profunde Tipp zu Literatur und Quellenrecherche. Für die Studierenden entsteht keinerlei Mehraufwand, es bietet sich vielmehr die Chance, die vorhandene Expertise intensiv zu nutzen. Der fertigen Arbeit wird dann letztendlich auf FürthWiki eine Publikations-Plattform mit großer Reichweite geboten, sodass den Studierenden die gebührende Anerkennung zukommt und das »freie Wissen« mit neuen, qualifizierten Forschungsergebnissen »gefüttert« wird.

Mit der Universität Bamberg konnten schon vielversprechende Pläne geschmiedet und vereinbart werden, in welche Richtungen wir weiterarbeiten wollen. Die Studiengänge Denkmalpflege und Digitale Denkmaltechnologien freuen sich auf die Möglichkeit, neue technische Ansätze wie das Einbetten von 3D-Modellen in Wikis zu erproben. Vom Lehrstuhl für Archäologie wurde ebenfalls Interesse bekundet und schon bald könnten erste lokale Grabungsfunde als frei drehbare 3D-Modelle im FürthWiki auftauchen…

Die Scheune am Unterfarrnbacher Kieselbühl

Mit ihrem sehr gut recherchierten Artikel hat Alexandra Voigt in den Fürther Nachrichten vom 28. März 2023 auf eine historische Schrift an einer Scheune am Unterfarrnbacher Kieselbühl aufmerksam gemacht, über deren Zukunft nun das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege entscheidet.

Die Scheune mit der Schrift aus den 1930er Jahren in Unterfarrnbach. Foto: FürthWiki

Alexandra Voigt schreibt u.a.  

„Auf Anregung der Fürther Stadtheimatpflegerin Karin Jungkunz und ihres Kollegen Lothar Berthold begutachtete nun die Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt und der Listenreferent des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Karl Gattinger, den 1904 errichteten Heustadel mit der historischen Wahlparole. Die Experten kamen zu dem Schluss, dass es sich bei der Scheune wahrscheinlich um ein Baudenkmal handelt. Bis die Prüfung abgeschlossen ist, wurden dem Eigentümer Umbau- und Abrissmaßnahmen untersagt.

Ein Stück Geschichte

Die Inschrift erzählt ein Stück äußerst bewegter deutscher Geschichte Anfang der Dreißiger Jahre und gibt einen interessanten Blick darauf frei, wie die Lage in Fürth zu dieser Zeit war. Als sich in den 1920ern zunehmend antirepublikanische Parteien und Gruppierungen in Deutschland lautstark bemerkbar machten, riefen die größeren demokratischen Parteien, insbesondere SPD, Zentrum und Deutsche Staatspartei, eine überparteiliche Organisation, das „Reichsbanner Schwarz Rot Gold“ zur Abwehr rechter und linker verfassungsfeindlicher Parteien ins Leben…“

Wir Heimatpfleger sind sehr gespannt, wie die Geschichte weitergeht, zumal auch die Scheune selbst denkmalwürdig ist.

Auch Gebäude aus dem 20. Jahrhundert sind schützenswert

Wir Stadtheimatpfleger haben das Ensemle in der Pfeiferstraße 1-3 als denkmalwürdig vorgeschlagen. Wie Alexandra Voigt in ihrem Artikel vom 23.2. 2023 zitiert: „Jungkunz weist schon länger darauf hin, dass sich der Denkmalschutz endlich für architektonisch und historisch bedeutsame Gebäude der Nachkriegszeit öffnen müsse.

Ein schönes Detail an der Fassade der Pfeiferstraße 3: Die Wandplastik „Kinder“ des Bildhauers Karl Muggenhöfer aus dem Jahr 1952. Foto: FürthWiki

In Malerei, bildender Kunst und Musik sei es üblich, Zeitgenössisches neben Traditionellem zu fördern und zu bewahren. „Das muss für die Architektur genauso gelten“, findet die Stadtheimatpflegerin. In Bezug auf „nachwachsende Denkmäler“, wie sie solche Bauten nennt, sieht sie in Fürth noch Nachholbedarf.

Nach dem Krieg musste zwar möglichst rasch und kostengünstig neuer Wohn- und Lebensraum geschaffen werden. „Doch nur weil man diese Aufgabe effizient bewältigen wollte, heißt das nicht, dass man alles ,08/15‘ gebaut hat“, sagt Jungkunz. Auch in der Zeit des Aufbruchs habe es gute Architekten gegeben, die sich Gedanken über die städtebauliche Entwicklung machten. Für Werke aus dem 20. Jahrhundert wünscht sie sich deshalb mehr Wertschätzung.“

Wir hoffen, dass sich das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege dieser Einschätzung anschließt.