Der Förderverein Stadtmuseum Fürth sucht neue Wege, um das Museum zu unterstützen

Im Stadtmuseum treffen Familienschätze auf Experten
„Museumsreif“: Fürther können Raritäten aus dem heimischen Fundus am 26. Juni bewerten lassen — Vorbild ist „Kunst & Krempel“

VON MATTHIAS BOLL, Fürther Nachrichten

Kunst oder Kitsch, Kracher oder Rohrkrepierer, Picasso oder Plunder? Erstmals wird das Stadtmuseum Ende Juni in Kooperation mit den FN zum Begegnungsort für Antiquitätenbesitzer, die Näheres über ihr Lieblingsobjekt wissen wollen. Unter dem Titel „Museumsreif – Fürther Dachbodenschätze“ beurteilen Experten Raritäten aus dem Familienfundus. Anmeldungen sind bis 10. Juni möglich.

FÜRTH — Sage niemand, unter Fürther Dächern und auf hiesigen Hinterhöfen tanze lediglich der Staub der Jahrhunderte. Da ist zum Beispiel jener seltsame dunkelgraue Kasten mit Kurbel, in einer steinalten Werkstatt in der Karolinenstraße harrte er seiner Entdeckung. Jahrzehntelang. Im Stadtarchiv stieß der Besitzer, es war Anfang 2015, erst auf große Augen, dann auf Begeisterung. Das Ding stellte sich als Flugzeuganlasser aus der Zeit des Ersten Weltkriegs heraus, wo es auf dem Atzenhofer Flugplatz im Einsatz war. Ein Stück Fürther Stadtgeschichte und ein wertvoller Fund obendrein.
Ein Einzelfall? Mitnichten. Da geht noch mehr. „Einen Versuchsballon“ steigen lassen will der Förderverein des Stadtmuseums mit seiner Veranstaltung am 26. Juni; klappt der Jungfernflug, dann könnte „Museumsreif — Fürther Dachbodenschätze“ in Zukunft mehrmals im Jahr über die Bühne gehen. „Unser Ziel ist es, das Museum bekannter zu machen“, antworten die Vereinschefinnen Karin Jungkunz und Maria Ludwig auf die Frage, was es mit dem Tag auf sich hat. Nach einigen literarisch-musikalischen Matineen soll diesmal eine Antiquitäten-Begutachtung Geld in die Kasse des 2007 eröffneten Hauses spülen — Geld, das ohne Abzüge in die Museumspädagogik fließen wird.
Otto Normalmensch mit altem Gegenstand aus Privatbesitz trifft auf Fachmann oder -frau: „Kunst und Krempel“ heißt das große Vorbild. Seit 1985 ist die BR-Sendung — aktuell läuft sie stets samstags um 19.30 Uhr — Kult und Quotenhit zugleich. Namhafte Fachleute aus Museen und Kunsthandel bringen die Familienschätze der Besucher zum Sprechen und bewerten sie, nicht selten mit erstaunlichen Ergebnissen. Und es wäre doch gelacht, so Jungkunz, wenn nicht auch die Fürther im Besitz solcher Schätze wären, Schätze, die einen genaueren Blick lohnten. Am 26. Juni besteht dazu zwischen 11 und 16 Uhr Gelegenheit.

Anmeldung mit Foto

Wer mitmachen möchte, verschickt bis 10. Juni ein oder höchstens zwei hochauflösende Fotos seines Dachbodenlieblings — erlaubt sind höchstens zwei Gegenstände — mit Namen, Adresse und Telefonnummer auf postalischem (Förderverein Stadtmuseum Fürth, Ottostraße 2, 90762 Fürth) oder elektronischem (foerderverein-stadtmuseum@t-online.de) Weg. Bitte teilen Sie stichpunktartig mit, wie das Objekt in Ihren Besitz gelangte und was Sie über Ihren Familienschatz wissen.
Wer zum Expertengespräch ausgewählt wird, erhält eine Einladung vom Förderverein mit detaillierter Beschreibung zum Ablauf am 26. Juni. Eine kurze Nachricht erhält ebenfalls, wer mit seinem Objekt nicht in die engere Auswahl gekommen ist. Die Teilnahmegebühr für die Expertise beträgt 15 Euro, mit ZAC-Rabatt 12 Euro. Als Experten gehen Kerstin und Kathrin Weidler, die Juniorchefinnen des Auktionshauses Weidler in Nürnberg, sowie Stadtarchivar und Museumschef Martin Schramm an den Start.
Doch nicht eine knappe halbe Stunde, wie im Fall von „Kunst & Krempel“, sondern fünf Stunden steht das sachkundige Trio Rede und Antwort. „Wir wünschen uns gewissermaßen ein Kommen und Gehen“, erklärt Maria Ludwig — und aus diesem Grund gibt es 200 Eintrittskarten für Zuschauer, die, zu welcher Zeit auch immer, zwischen 11 und 16 Uhr vorbeischauen und zuhören möchten. Im Eintrittspreis von 5 Euro ist der Museumsbesuch enthalten. Die Moderation von „Museumsreif“ übernimmt Corinna Mielke („Mittags in Franken“) vom Bayerischen Rundfunk. Und da niemand fünf Stunden lang nur aufs gesprochene Wort hören mag, hat der Tag im Museum neben einer kulinarischen — das Bistro ist offen — auch eine musikalische Seite. Um die kümmert sich das Jazz-Swing-Bossa-Trio Caretta Blue alias Daniela Heydt (Gesang), Rainer Kramer (Piano) und Rolf Klein (Bass).
Die Eintrittskarten gibt es ab sofort im FN-Ticket-Point (Rudolf-Breitscheid-Straße 19, Telefon 2 16 27 77). Mit Berichten über ganz besondere Dachbodenschätze aus der Kleeblattstadt begleiten die Fürther Nachrichten „Museumsreif“ in den kommenden Tagen und Wochen.