Archiv der Kategorie: Aus den Medien

Zur Situation der Denkmalpflege in den Fürther Nachrichten vom 2. Juli 2015

Ringen um neue Baudenkmäler
Beamtensiedlung und Kriegerheimsiedlung sollen geschützt werden
VON VOLKER DITTMAR

Statt über die Verluste historischer Bausubstanz im Zuge lebhafter Neubautätigkeiten zu lamentieren, gehen Fürths Stadtheimatpfleger in die Offensive. Karin Jungkunz und ihr Stellvertreter Lothar Berthold wollen ganze Wohnquartiere unter Schutz stellen und so die Denkmal-Bilanz nachhaltig aufbessern.

FÜRTH — Es ist ein neuer Stil, der das Ringen um die Schmuckstücke der „Denkmalstadt“ prägt. „Wir diskutieren sehr viel intern mit Behörden, statt öffentlich Missstände anzuprangern“, beschreibt Berthold den Unterschied zum Einsatz von Amtsvorgänger Alexander Mayer. Und wie zur Bekräftigung fügt er hinzu: „Es ist kein neuer Skandal in Sicht.“
Das war nicht immer so. Hohe Wellen haben zuletzt der Abriss des 118 Jahre alten Humbser-Gärhauses für neue Wohnblocks und des historischen Park Hotel-Festsaals für die Neue Mitte geschlagen. Auch dass das Landesamt für Denkmalpflege vier für den Einkaufsschwerpunkt umgestaltete Altbauten in der Rudolf-Breitscheid-Straße die Denkmalwürdigkeit ebenso aberkannte, wie der in ein Wohnquartier verwandelten Central-Garage in der Mathildenstraße, trug nicht zur Befriedung bei.
Doch Jungkunz und Berthold richten den Blick nach vorn. Beim jüngsten Besuch des für Fürth zuständigen Landesamtsreferenten Uli Walter wurden neue Denkmalschutzprojekte in den Fokus gerückt. Am 14. Juli ist ein weiteres Treffen anberaumt, bei dem es um die Erweiterung der Denkmalliste geht. Neben der bereits von ihrem Amtsvorgänger Mayer auf den Weg gebrachten Aufnahme der knapp 100 Jahre alten Dambacher Beamtensiedlung denkt Karin Jungkunz insbesondere an die Kriegerheimsiedlung, die sich ans Kavierlein anschließt. Ein typisches Gartenstadt-Ensemble, wie das bereits denkmalgeschützte ältere Quartier Eigenes Heim.
Daneben will Jungkunz Löcher im Denkmalatlas der westlichen Innenstadt schließen. Rund ein Dutzend Altbauten im Bereich von Blumen- und Mathildenstraße hat sie im Blick, die aus unterschiedlichsten Gründen bislang noch nicht in die Denkmalliste aufgenommen worden sind. Von „Altlasten“ spricht die Stadtheimatpflegerin, die es zu analysieren gelte.

Historische Technik

Aber auch um den Schutz unscheinbarer Objekte wird gerungen. Dazu gehört das ehemalige Milchhäuschen in Ritzmannshof und der mit historischer Technik zur Bierkühlung ausgestattete Keller an den früheren Eisweihern am Burgfarrnbacher Moosweg. Er gehörte zum gräflichen Brauhaus Burgfarrnbach und harrt noch einer genauen Bestandsaufnahme.
Vorsichtig optimistisch ist Karin Jungkunz im Hinblick auf die überfällige Sanierung des historischen Gasthauses Goldner Schwan am Marktplatz. Hier deuten, wie berichtet, erste Aktivitäten auf einen Beginn der Arbeiten hin. Am Herzen liegen der Stadtheimatpflegerin daneben Details wie der historische Schriftzug der Eisenwarenhandlung Walter am Obstmarkt. Auch die Central-Garage soll ihren alten Schriftzug wieder erhalten – wenn auch nur als Rekonstruktion.
Gute Nerven brauchen Jungkunz und Berthold im Bemühen um den Schutz alter Bahngebäude. Der Zahn der Zeit, der mangels wirksamer Sicherungsmechanismen schon den historischen Lokschuppen hinter dem U-Bahnhof Stadtgrenze verfallen ließ, nagt auch an der denkmalgeschützten alten Wartehalle des Haltepunkts Alte Veste.
„Wir wissen nicht, was die Bahn damit vor hat“, sagt die Stadtheimatpflegerin. Sorgen bereitet ihr aber auch der Schutz der Vorhalle des Fürther Hauptbahnhofes. Die Bahn lehnt einen Erhalt beim Ausbau des unterirdischen Verteilergeschosses aus statischen Gründen ab. Die Kommune hält dagegen, indem sie ein eigenes Gutachten in Auftrag gab.
Immerhin der Schutz der Dambacher Beamtensiedlung ist nach Einschätzung von Jungkunz und Berthold in trockenen Tüchern. „Das Verwaltungsverfahren läuft“, berichtet Jungkunz. Und Berthold weiß, dass die Wohnungsbaugenossenschaft Fürth als Eigentümerin der 55 Altbauten auch ohne formelle Denkmalschutzauflagen alles unternimmt, um die Einzigartigkeit des 1922 bis 1926 entstandenen Ensembles zu bewahren.

Kunst im öffentlichen Raum – Bericht aus den Fürther Nachrichten vom 28. Mai 2015

Neuer Kopf für die geplagte Prinzessin Skulptur aus dem Stadtpark steht nach ihrer Restauration wieder auf ihrem alten Platz

Die Prinzessin ist zurück: Eine beschädigte Skulptur steht nach ihrer Restaurierung wieder im Stadtpark. FÜRTH — Eigentlich sollen die Märchenfiguren, die den Stadtpark-Spielplatz unterhalb der Freilichtbühne einrahmen, Kinder erfreuen. Was Karin Jungkunz jedoch bei einem Spaziergang im vergangenen Sommer erblickte, hätte besser ins Gruselkabinett gepasst: „Die Froschkönig-Prinzessin hatte keinen Kopf mehr, stattdessen ragte eine rostige Stehle aus ihrem Rumpf“, erinnert sich die Stadtheimatpflegerin. Unbekannte hatten die Skulptur enthauptet. Da Jungkunz Kunst im öffentlichen Raum besonders am Herzen liegt, schaltete sie das Grünflächenamt ein, das auch für die im Park stehenden Kunstwerke zuständig ist. So fiel die ramponierte Prinzessin schließlich in die Hände des Fürther Restaurators André Jeschar, der schon öfter für die Stadt im Einsatz war. Einige Wochen lang war die Skulptur, die einst die Fürther Bildhauerin Gudrun Kunstmann anlässlich der Gartenschau 1951 gefertigt hatte, in seiner Obhut. Vor besondere Herausforderungen stellte Jeschar das Material. „Der Ton, den Kunstmann verwendet hat, stammte wohl aus einer Ziegelei“, vermutet er. Es kostete ihn einige Zeit, bis er die Masse gefunden hatte, deren Farbton sich nach dem Brennen mit dem des Originals deckt. Den Kopf rekonstruierte er anhand von Fotografien. Dass die Prinzessin und ihr verzauberter Frosch nun wieder auf ihrem Podest am Rand des Spielplatzes zu bewundern sind, ist auch der Stadtheimatpflegerin zu verdanken. Sie hatte sich dagegen ausgesprochen, die restaurierte Figur an einem anderen, sicheren Ort aufzustellen. „Diese Kunst ist für den öffentlichen Raum gemacht worden, hier muss sie bleiben“, findet auch André Jeschar. Unterstützung kommt von Wolfram Hirt, Landschaftsarchitekt im Grünflächenamt: „Die Figur gehört zum Spielplatz.“ Sie ist im Stadtpark wieder in märchenhafter Gesellschaft: In unmittelbarer Nähe stehen noch weitere Figuren von Gudrun Kunstmann. Auch sie blieben nicht von Zerstörungen verschont: Den Gänsen der Gänsemagd fehlen Schnäbel und Flügel, um Schneewittchen versammeln sich nur noch sechs Zwerge, dort, wo einst Aschenbrödel stand, ist nur noch ein leeres Podest. Die Skulptur ist verschollen. Einzig die Bremer Stadtmusikanten sind heil geblieben. Sie wurden vor Jahren in Bronze gegossen, die recht widerstandsfähig ist. Weil für die Restaurierung der übrigen Figuren momentan kein Geld vorhanden ist, könnte sich Jungkunz Paten vorstellen, die die Kosten übernehmen. Sie möchte sich auch in Zukunft Kunst im öffentlichen Raum widmen, die teils in sehr schlechtem Zustand ist. Dabei denkt sie etwa an die Plastik „Bärengruppe“ auf der Schwand oder die abstrakte Drahtplastik in der Max-Planck-Straße. Aber auch um verschollene Werke will sie sich kümmern. Der Arbeitskreis „Kunst im öffentlichen Raum“ hat dazu eine umfangreiche Liste erstellt. Nun möchte sie herausfinden, ob die verschwundene Kunst vielleicht noch in Archiven schlummert. GWENDOLYN KUHN

70 Jahre Kriegsende

Fürther Kriegsschäden sollen dokumentiert werden Die Stadtheimatpflegerin und die Verantwortlichen des Internet-Lexikons FürthWiki sammeln Fotos und bitten Bürger um Hilfe

VON CLAUDIA ZIOB

Welche Spuren der Zerstörung sind 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg noch im Stadtbild zu finden? Dieser Frage gehen die Stadtheimatpfleger und die Verantwortlichen des Internet-Lexikons FürthWiki nach — und bitten die Bürger, ihnen zu helfen.

FÜRTH —Am 19. April 1945, einem Donnerstag, endete der Zweite Weltkrieg in Fürth, als der kommissarische Oberbürgermeister Karl Häupler die Kapitulation erklärte. 15 Luftangriffe hatte die Stadt erlebt, elf Prozent der Bausubstanz war zerstört – im Vergleich mit anderen Orten war das Stadtbild gut erhalten geblieben. Ein Glück für Fürth, sagt Stadtheimatpflegerin Karin Jungkunz. „Wir leben nicht im Disneyland, sondern im Original. Es gibt ganze Straßenzüge, die fast unverändert dastehen.“ Die Spuren, die der Krieg dennoch hinterlassen hat, wollen Jungkunz, ihr Stellvertreter Lothar Berthold und der Trägerverein des Internet-Lexikons FürthWiki dokumentieren – bevor es zu spät ist. Noch seien zahlreiche Zeugnisse zu finden: durch Granatsplitter verursachte Abplatzungen an Gebäuden, Einschusslöcher in Fassaden, die von Kampfhandlungen mit den einrückenden US-Streitkräften künden, Geschosse, die nach Bombentreffern aufgesetzt wurden, aber auch Bunker, die Leben retten sollten, erhaltene Luftschutzzeichen an Hauswänden oder Gedenktafeln, die an Opfer erinnern. Durch Sanierungen verschwinden diese Spuren zunehmend. Einige Fotos, historische und aktuelle, haben die FürthWiki-Macher unter dem Titel „Relikte des Zweiten Weltkriegs“ bereits zusammengestellt. Mit Hilfe der Bürger soll die Sammlung auf der Internetseite wachsen: Wer Indizien des Krieges an seinem Haus erkennt oder aufschlussreiche alte Fotografien besitzt, soll sich melden, appellieren der Vereinsvorstand und die beiden Stadtheimatpfleger. Jungkunz, die um die Skepsis vieler in Sachen Denkmalschutz weiß, versichert: „Wir erwarten von keinem, dass er eine Plexiglasscheibe vor die Einschussstellen macht und sie konserviert. Uns geht es nur ums Dokumentieren.“ Von Interesse sind für sie auch Häuser wie das in der Luisenstraße 3, dessen mittlerer Teil nach einem Bombentreffer vereinfacht wiederaufgebaut wurde und links und rechts von verschnörkelten historischen Fassaden eingerahmt wird. Wann und wo Fürth im Krieg beschädigt wurde, lässt sich auf FuerthWiki nachlesen. Dass die Stadt wegen ihrer jüdischen Geschichte verschont worden sei, höre man oft, sagt Jungkunz. Nur: „Es stimmt nicht.“ Dass Fürth vergleichsweise wenig zu Schaden kam, habe man vielmehr der geografischen Lage zu verdanken und der Nähe zu Nürnberg. Süddeutsche Städte waren lange geschützt, weil der Weg für Kampfflugzeuge weit und damit riskant war, sagt auch Kamran Salimi, der dem Vorstand von FürthWiki angehört. Zudem war Nürnberg als Stadt der Reichsparteitage und auch wegen der dort ansässigen kriegswichtigen Unternehmen das wesentlich attraktivere Ziel. Und die Zeit drängte: Bis zum 20. April 1945, dem Geburtstag Adolf Hitlers, habe man Nürnberg einnehmen wollen. Strategische Ziele aber gab es auch in Fürth, wie die Dynamit-Nobel-AG, die Kasernen in der Südstadt und das Gelände der Bachmann & von Blumenthal Flugzeugwerke auf der Hardhöhe.

Wer von Relikten weiß, schickt ein Foto oder einen Hinweis an info@stadtheimatpflege-fuerth.de oder vorstand@fuerthwiki.de

Fürther Nachrichten vom 9. April 2015

Der Fürther Hauptbahnhof

 

Für die Stadtheimatpflege gibt es zum Erhalt des Vorbaus am Hauptbahnhof keine Alternative. Das gesamte Bahnhofsgebäude steht unter Denkmalschutz und so soll es auch bleiben. Der Fürther Bahnhof und sein Vorplatz sind Ausdruck der Fürther Stadtentwicklung zu Beginn des 20. Jahrhunderts und gehören zum Stadtbild. Man darf gespannt sein, zu welchem Ergebnis das vom städtischen Baureferat in Auftrag gegebene Gutachten kommt. An der technischen Machbarkeit, den Vorbau zu erhalten, liegt es sicherlich nicht. Das hat bereits ein Gutachten ergeben. Es darf vermutet werden, dass es eher um die Kosten geht. 

Siehe Artikel unten aus den Fürther Nachrichten vom 24. Januar 

Streit um Abriss der Bahnhofsvorhalle spitzt sich zu
Deutsche Bahn und Landesamt für Denkmalpflege haben keine einvernehmliche Lösung gefunden — Entscheidung noch 2015

VON JOHANNES ALLES

In der Diskussion um die Modernisierung des Hauptbahnhofs haben sich die Fronten verhärtet. Die Deutsche Bahn beharrt auf dem Abriss der Vorhalle aus dem Jahr 1914. Das Landesamt für Denkmalpflege widerspricht. Entscheiden muss die Stadt.

FÜRTH — Dieser Konflikt kam mit Ansage. Im Sommer 2012, ein Architekturbüro erstellte gerade eine Machbarkeitsstudie zum Umbau des Bahnhofgebäudes, dämmerte es Oberbürgermeister Thomas Jung bereits. Er sehe einen Konflikt „zwischen der reinen Lehre des Denkmalschutzes und der wirtschaftlichen Nutzung des Bahnhofsgebäudes“ heraufziehen, sagte er damals den FN. Näher wollte er sich vor dem Abschluss der Studie nicht äußern.
Vor einem Jahr erfuhr dann auch die Öffentlichkeit, woher Jungs Bedenken rührten. Das Sanierungskonzept der Bahn beinhaltet unter anderem den Abriss der Vorhalle. Dazu muss man wissen: Der gesamte Bahnhof steht unter Denkmalschutz. Das Hauptgebäude stammt aus dem Jahr 1863/64, Anfang des 20. Jahrhunderts kamen die Flügel dazu, im Jahr 1914 dann der Vorbau, der zurzeit das DB-Ticket-Center und einen Zeitschriftenladen beherbergt.

„Erheblicher Schaden“

Die Verantwortlichen im Fürther Rathaus hofften noch im vergangenen Sommer, dass Bahn und Denkmalschützer eine Lösung finden. Vergeblich. „Die Fronten haben sich weiter verhärtet“, sagte Oberbürgermeister Jung am Freitag auf FN-Anfrage. Das Landesamt für Denkmalpflege sieht die Schalterhalle als „integralen Bestandteil“ des Bahnhofs. Die Deutsche Bahn allerdings, so Jung, habe angekündigt, ohne Abrissgenehmigung mache sie gar nichts mehr.
Wie berichtet, will die DB nicht nur das marode Gebäude sanieren, sondern auch das Untergeschoss, wo sich die Pendlerströme bewegen, „großzügig ausbauen“. Somit soll unter anderem Platz für Geschäfte entstehen. Nach den Worten des städtischen Baureferenten Joachim Krauße hat ein Gutachten der Bahn ergeben, dass der unterirdische Ausbau die Statik der Vorhalle ins Wanken bringt. Ihr Erhalt, so habe man es Krauße mitgeteilt, sei „mit einem vernünftigen technischen Aufwand“ nicht machbar.
Also soll sie weg und durch einen Neubau aus Glas und Stahl ersetzt werden. Von Seiten des Landesamts heißt es jedoch: Das würde nicht nur den „historischen Wert“ des Bahnhofs schmälern, sondern auch „dem architektonischen Erscheinungsbild erheblichen Schaden zufügen“. Bekanntlich kann die Münchner Behörde den Abriss aber nicht verbieten, sondern lediglich Empfehlungen aussprechen. Entscheiden muss die Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt Fürth. Um sich – zumal nach dem Streit um den Festsaal des Park-Hotels – nicht dem Vorwurf der „Leichtfertigkeit“ auszusetzen, so Krauße, will die Stadt „alles tun, um zu klären, ob es nicht doch eine Möglichkeit für den Erhalt gibt“. In Rücksprache mit dem Landesamt plant er, in Kürze auf die Bahn zuzugehen und den Konzern um das Einverständnis für ein weiteres Gutachten zu bitten. Die Stadt würde nicht nur das Büro auswählen, sondern auch die Kosten übernehmen.
Krauße glaubt, dass noch im Laufe dieses Jahres eine Entscheidung fallen muss. „Es wird nicht einfacher, indem man abwartet.“ Das Ziel sei ein „funktionsfähiger Bahnhof“, der den „Ansprüchen an moderne Reisezentren genügt“. Auf der anderen Seite stehe die Verpflichtung gegenüber dem Denkmalschutz. Wie würde er über die Vorhalle entscheiden, wenn sich auch nach einem weiteren Gutachten keine einvernehmliche Lösung finden sollte? Krauße: „Ich werde mir erst eine Meinung bilden, wenn wir das selbst überprüft haben.“