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Dauerthema Hauptbahnhof

Neues Gutachten soll Konflikt entschärfen Bahnhofssanierung: Erhalt der Vorhalle ist möglich, aber teurer — Stadt sucht Gespräch mit der Bahn

Ein Konflikt zwischen der Bahn und dem Denkmalschutz lässt die angedachte Sanierung des Fürther Hauptbahnhofs stocken. Jetzt soll ein neues Gutachten der Stadt Bewegung in die völlig verfahrene Situation bringen. FÜRTH — Der Fürther Hauptbahnhof bietet schon lange keinen wirklich einladenden Anblick mehr. Die Flügel stehen weitgehend leer, der Mittelbau ist spätestens seit dem Abriss von Bahnsteig 1 endgültig von den Pendlerströmen abgehängt, die sich hauptsächlich im Untergrund bewegen. Die Stadt sowie einzelne Politiker drängen die Bahn nicht erst seit gestern, das marode und zu Teilen leerstehende Gebäude zu sanieren. Seit gut drei Jahren hat der Konzern Pläne in der Schublade liegen. Weil diese aber vorsehen, die vorgelagerte Schalterhalle aus dem Jahr 1914 abzureißen und durch einen Neubau mit einer Fassade aus Glas und Stahl zu ersetzen, hat sich ein Konflikt mit Denkmalschützern entzündet. Sowohl das Landesamt für Denkmalpflege in München als auch Fürths Stadtheimatpflegerin Karin Jungkunz sprechen sich für den Erhalt aus. Im Fürther Rathaus hat man ebenfalls große Bedenken. Laut Bahn wäre aber ein Abriss nötig, weil nicht nur das Gebäude saniert, sondern auch das Untergeschoss ausgebaut werden soll, um dort Platz für Läden zu schaffen. Diese Erweiterung würde jedoch die Statik der darüber stehenden Schalterhalle in Gefahr bringen, heißt es. Im Rathaus bemüht man sich um eine Lösung dieses Streits – und hat in den vergangenen Monaten von einem Experten untersuchen lassen, ob sich der Ausbau des Untergeschosses vielleicht doch mit dem Erhalt des Vorbaus vereinbaren lässt. Das wenig überraschende Ergebnis: „Es ist technisch denkbar, aber mit Mehrkosten verbunden“, erläutert Baureferent Joachim Krauße. „Über diese Mehrkosten muss man reden.“ Exakt beziffern könne er sie noch nicht, erklärt Krauße. „Ich bin da vorsichtig.“ Die Kommune hat das Ergebnis vor wenigen Tagen an die Bahn weitergeleitet und hofft nun darauf, dass der Konzern die Gespräche wieder aufnimmt. Mit dem Gutachten, so der Baureferent, sei die Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt ihrer Pflicht nachgekommen, „die Diskussion auf ein breiteres Fundament zu stellen“. Krauße sieht neben der Kostenfrage noch die Debatte „Funktion gegen Historie“ heraufdämmern. Denn: Nach seinen Worten soll der Vorbau auch künftig eine Aufgabe übernehmen. „Nämlich mindestens die, dass man von dort bequem über eine Rolltreppe in die untere Reiseebene gelangt – und umgekehrt.“ Eine Rolltreppe brauche aber Platz, in der historischen Vorhalle könnte es dann sehr eng werden. Jetzt soll erst einmal geredet werden. Krauße hofft, dass noch im Februar ein Gesprächstermin mit Vertretern der Bahn zustande kommt.

JOHANNES ALLES , Fürther Nachrichten vom 27.01.2016

Zum Tod von Robert Schopflocher

Der plötzliche Tod von Robert Schopflocher hat auch mich sehr traurig gemacht. Von Beginn an begleitete Herr Schopflocher unsere Arbeit mit großem Interesse und Wohlwollen. Vieles davon finden Sie auf diesen Seiten. Immer wieder hat er uns an seinen Fürth-Erinnerungen teilhaben lassen und sich nach Denkmalorten in seiner Heimatstadt erkundigt. Dieser wunderbare Austausch wird mir fehlen. Unten der sehr schöne Nachruf aus den Fürther Nachrichten von Bernd Noack.

 

Dialog mit den Geistern der Vergangenheit

Der aus Fürth stammende Schriftsteller Robert Schopflocher ist mit 92 Jahren in Buenos Aires gestorben

VON BERND NOACK

Der 1923 in Fürth geborene jüdische Schriftsteller Robert Schopflocher, der sich in seiner Exil-Heimat Argentinien Roberto nannte, ist am vergangenen Samstag in Buenos Aires gestorben.

Wer das Glück hatte, Robert Schopflocher kennenzulernen, der traf auf einen distinguierten älteren und altersweisen Herrn, der zuhören und erzählen konnte, der neugierig war noch immer, obwohl er doch in mehr als neun Jahrzehnten so viel erfahren und durchgestanden hatte. Schopflochers Augen leuchteten, wenn er in seine Erinnerungen abtauchte und aus dem ganzen Wissens- und Daseins-Schatz die Zeiten hervorholte, in denen er den Segen des Lebens genießen, aber auch die Abgründe des Schicksals ertragen musste. Der Segen, das war die Kindheit in seiner Geburtsstadt Fürth. Hier kam er am 14. April 1923 zur Welt, als Sohn einer großbürgerlichen jüdischen Familie. Im stattlichen Gebäude an der Königswarterstraße spielte das Kind und wuchs heran: Als Schopflocher bei einem seiner zahlreichen Fürth-Besuche nach dem Krieg nochmal in seine alte Wohnung kam, fand er im Holz eines Türstocks die Kerben wieder, die eingeritzt wurden um zu kontrollieren, wie schnell das Kind damals größer wurde. Flucht vor den Nazis Solche Details, anrührend viele und – wie man sehen sollte – nicht wenige tragisch, waren es, die Robert Schopflocher seit der Flucht vor den Nazis im Jahr 1937 mit sich und im Herzen trug. Schopflochers Gedanken an das alte Fürth waren ungemein sinnlich: er beschrieb Gerüche und Geräusche, er hörte noch die Töne einer quietschenden Straßenbahn und sah vor sich die bunten Lichter der Kirchweih, als er schon lange in Argentinien lebte, wohin sich seine Familie seinerzeit in Sicherheit gebracht hatte. Diese Sicherheit war für Schopflocher nie unproblematisch. Und hier sind wir bei den Abgründen: Der „Verkettung nicht voraussehbarer Umstände ist es zuzuschreiben, dass ich nicht in der Gaskammer oder im Krematorium endete wie mehr als einer meiner früheren Schulkameraden und Schulfreunde,“ schrieb er in seinen Erinnerungen „Weit von hier“. Schmerzhaft unsentimentale, knappe, lapidare Gedanken waren das über eine abenteuerliche Reise durch die Welt, an deren Beginn der Zufall stand. Solche Sätze, die in die Idyllen wie Hiebe fuhren, blieben dem Leser im Hinterkopf, und man spürte, wie brüchig eine Existenz ist, von wieviel ungeahnten Ereignissen sie beeinflusst wird, wieviel Verluste sie begleiten. Robert Schopflocher, der „Davongekommene“ hat diese „Umstände“ aber auch als Auftrag begriffen: Er ruhte sich nicht aus auf seinem Glück, sondern mischte sich denkend, schreibend und handelnd ein. Also fragte er – und bezog das eben nicht allein auf seine jüdische Herkunft –, warum eine Minderheit denn kulturelle Errungenschaften, Tradition und Geschichte über Bord werfen sollte, „gewissermaßen als Preis, um von der Umwelt akzeptiert zu werden“? Schopflocher selber hat konsequent an seiner Identität festgehalten, auch und vor allem in der Fremde, die ihm nach und nach zur Heimat wurde: die Vertreibung konnte ihm die Reminis-zenzen, den Stolz, den Schmerz und die Hoffnung nicht austreiben. Soviel erlittene Erniedrigung, Ausgrenzung und Abschiede aber trug er mit sich herum, immer war da das „nachhallende Grundgeräusch, das von der Shoah ausgeht“, und dennoch war er fähig zu Sätzen wie diesem: „Verwundert stelle ich fest, dass das Kindheitsland, aus dem ich verstoßen wurde, in den tiefen Schichten meines Seins weiter lebt und wirkt, trotz der unfassbaren Verbrechen, die in ihm stattgefunden haben. Das Land und seine Sprache.“ Zu dieser, seiner Mutter- und Vater-Sprache (und also zum Schreiben) zurück fand Schopflocher spät und erst dann wirklich, als er sie nicht mehr rund um sich hören konnte. In Argentinien, wo er im Brotberuf als Verwalter landwirtschaftlicher Güter und als Kaufmann arbeitete, ent-stand erste Prosa in spanischer Sprache, dann begann er auf Deutsch zu schreiben. Seine argentinischen Erzählungen erschienen bald übersetzt im renommierten Suhrkamp Verlag, sein erster deutsch verfasster Roman „Wie Reb Froike die Welt rettete“, in dem das vergessene und zerstörte jüdische Schtetl lebendig wurde, war ein großer Erfolg bei Kritik und Lesern. Es folgten weitere Romane, oft genug Brückenschläge zwischen der alten verlorenen Welt und der rettenden neuen Heimat, Gedichte, feuilletonistische Ausflüge in die Vergangenheit. 2008 ehrte ihn die Stadt Fürth mit dem Jakob-Wassermann-Literaturpreis. Sein vor kurzem erschienener letzter Roman „Das Komplott zu Lima“ erzählt sprachgewaltig von dem gefährlichen Leben der Juden im Südamerika des 17. Jahrhunderts. Was man vermisst Eine schlichte Karte von Robert Schopflocher, datiert auf den 8. Dezember 2015, erreichte mich erst dieser Tage als verspäteter Neujahrsgruß. Die Schrift schon zittrig, drücken die Wünsche zu einer „glücklicheren Epoche 2016“ Verbundenheit aus, auf die sich verlassen konnte, wer den Schriftsteller kannte. Und einer der letzten Texte aus der Feder Robert Schopflochers dürfte ein Beitrag zu einer Serie im Lokalteil der Fürther Nachrichten sein, in der es um Dinge, Orte und Menschen geht, die man vermisst. Darin heißt es – und es klingt wie ein Vermächtnis: „Man sollte sehr genau aufpassen, welche Geister man durch die Pforten der Erinnerung schlüpfen lässt, und welchen man die Gnade der Vermisstmeldung angedeihen lassen soll. Eine Selektion, bei der wir mit dem guten Willen der Nachgeborenen rechnen dürfen, deren ausgestreckte Freundeshand wir dankbar ergreifen.“

 

Unsere Wünsche 2016

Denkmalschutz: Viele Schätze auf der Wunschliste Stadtheimatpfleger erwarten heuer bei verschiedenen Vorschlägen Entscheidungen aus München — Einsatz für die Bahnhofsvorhalle – Fürther Nachrichten vom 23. Januar 2016

Es ist eine Art Denkmal-Wunschliste für das Jahr 2016: Fürths Stadtheimatpfleger Karin Jungkunz und Lothar Berthold haben einige Schätze im Blick, die geschützt werden sollen. FÜRTH — Die Pläne für den Abriss der Haupttribüne des Ronhofs haben Karin Jungkunz und Lothar Berthold auf die Idee gebracht, sich die Sportstätten, die Fürth zu bieten hat, mal genauer anzusehen. Im Handumdrehen haben sie sich verliebt: in die Tribüne des ASV Fürth an der Magazinstraße, eine Holzkonstruktion aus den 30er Jahren. Einst hat man hier dem Pferdesport gefrönt, sagt Jungkunz. Etwa genauso alt ist der Hans-Lohnert-Sportplatz in der Südstadt mit seinem markanten Hauptgebäude. 1929 wurde er eingeweiht. Beide Sportstätten haben die Stadtheimatpfleger dem zuständigen Experten des Landesamts für Denkmalpflege, Karl Gattinger, schon gezeigt, die Entscheidung, ob sie – wie es sich Jungkunz und Berthold wünschen – unter Denkmalschutz gestellt werden, steht noch aus. Auch die Milchhäuschen in Flexdorf und Ritzmannshof stehen auf der Wunschliste des Duos. Eine Anfrage in München ist auf unverhofft großes Interesse gestoßen: Es soll jetzt sogar ein Arbeitskreis gebildet werden, so Jungkunz, der sich den bayerischen Milchhäusern widmen will und Kriterien erarbeiten soll, wann sie als schützenswert gelten. Eher wenig Hoffnung gibt es im Fall der Kofferfabrik: Der Kulturort sei schon zu oft umgebaut worden und besitze keine Denkmaleigenschaften mehr, heißt es aus München. Doch Jungkunz will nicht locker lassen, „ich gebe noch nicht auf“. Es handle sich um ein besonderes Ensemble. Mehr Einigkeit scheint hinsichtlich des Gasthauses „Zu den sieben Schwaben“ in der Otto-Seeling-Promenade zu bestehen: Offenbar war der Vertreter des Landesamts angetan. Jungkunz will am liebsten das gesamte Haus, zumindest aber die prächtige Decke bewahrt wissen. Schätze, die sie erhalten wollen, entdecken Jungkunz, die in Fürth seit vielen Jahren als Stadtführerin aktiv ist, und Berthold immer wieder bei Streifzügen durch die Stadt. In anderen Fällen werden sie von Bürgern auf Gebäude hingewiesen, und manchmal sind es Bauvorhaben, bei denen sie auf spannende Häuser stoßen. Schützenswert finden beide auch die Brunnenfassung des Burgfarrnbacher Eisweihers an der Geißäckerstraße, dort wurde früher das Bier für die Gräflich-Pückler-Limpurgsche Brauerei gekühlt. Geht es nach ihnen, soll sie ein Industriedenkmal werden. Das Landesamt kennt den Wunsch schon, hat aber auch hier noch nicht entschieden. Einsetzen will sich das Duo daneben weiter für den Erhalt der Vorhalle des denkmalgeschützten Fürther Hauptbahnhofs, die nachträglich im Jahr 1914 errichtete wurde und die die Bahn abreißen wollte: „Für uns gehört das zusammen“, sagt Jungkunz. Man habe damals extra einen repräsentativen Vorbau haben wollen: „Mittlerweile bildet das ein wunderbares Ensemble“

czi

Ein Besuch beim Denkmal-Experten Dr. Heinrich Habel

Die Sehnsucht nach Fürth ist noch da Denkmal-Experte Heinrich Habel schwärmt von der Architektur der Kleeblattstadt – Fürther Nachrichten vom 22. Januar 2016

Er hat das Standardwerk über die Fürther Baudenkmäler verfasst, die 1994 erschienene Denkmaltopographie „Stadt Fürth“ – oder „den Habel“, wie das voluminöse Buch bei Kennern kurz heißt. Dass Kunsthistoriker Heinrich Habel noch immer von Fürth schwärmt, durfte das Stadtheimatpfleger-Duo Karin Jungkunz und Lothar Berthold bei einem Besuch des 83-Jährigen in seiner Altbauwohnung in Schwabing erfahren. FÜRTH — „In Fürth würde ich mich eventuell sogar noch wohler fühlen als hier“, sagt Heinrich Habel. „München ist zu groß“, ergänzt der Fachmann, der viele Jahre im Dienst des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege stand. In dessen Auftrag begann er in den 1970er Jahren, die Fürther Bauschätze zu sichten und zu sammeln – in Zeiten, in denen Denkmalschutz nicht eben hoch im Kurs stand oder für viele noch ein Fremdwort war. Damals gab es bekanntlich Pläne, auf dem „Gänsberg“ eine Trabantenstadt à la Langwasser zu bauen oder die Fürther Flusstäler mit Schnellstraßen zuzupflastern. Habel erinnert sich noch heute daran, wie er zum ersten Mal ins Fürther Stadtarchiv kam, das damals noch nicht im Burgfarrnbacher Schloss angesiedelt war, sondern im ehemaligen Leihhaus in der Theaterstraße. „Da gab es eine Liste mit den als schützenswert erachteten Bauten in Fürth — das waren sieben Objekte.“ Als er selbst mit seiner Inventarisierung fertig war, kam er auf etwa die 300-fache Zahl. Heute weist Fürth mit knapp 2000 Denkmälern eine der höchsten Objekt-Dichten der Republik auf. Habel leistete dafür mit seiner akribischen Spurensuche Pionierarbeit. Immer wieder kam er nach Fürth, um die Bausubstanz zu sichten. Seine Arbeit floss schließlich in den umfangreichen Band „Stadt Fürth“ ein, den das bayerische Landesamt für Denkmalpflege 1994 herausgab, der aber mittlerweile vergriffen ist. Dass Habel derart viele erhaltenswerte Objekte aufspürte und katalogisierte, stieß keineswegs bei allen Fürthern auf Gegenliebe: Die Abriss-Bagger rollten auch damals noch an. Der Kunsthistoriker, der sich in Bayerns oberster Denkmalschutzbehörde zum Experten für die lange verkannten Baustile Historismus und Jugendstil entwickelt hatte („Das war damals Neuland“), fand in Fürth jede Menge Objekte für seine Spezialgebiete. Wenn er an seine ersten Streifzüge durch die Stadt zurückdenkt, gerät er heute noch ins Schwärmen: „Ich stieß förmlich Jubelschreie aus beim Gang von einem geschlossenen Ensemble der Architekturgeschichte zum nächsten.“ Fürths Stadtplan ist ihm nach wie vor eingebrannt ins Gedächtnis, er hat die Straßen alle parat und weiß beispielsweise, dass die Julienstraße längst Hallemannstraße heißt. Hellauf begeistert Doch seine Begeisterung sollte sich noch steigern: Bei der ersten Begegnung mit Fürths Prachtstraßen, der Hornschuchpromenade und der Königswarter Straße, „war ich außer mir“, erinnert sich der 83-Jährige. Doch auch die bestens erhaltenen Natursteinhäuser in der Nürnberger Straße haben es ihm angetan. Diese Ensembles, so urteilt der Fachmann, gebe es geschlossen nahezu nirgendwo in Deutschland. In München fällt ihm nur die erste Stil-Adresse der Stadt, die Widenmayerstraße, ein, die den Vergleich mit den Fürther Bauten nicht zu scheuen braucht. Und Habel bringt noch einen weiteren Vergleich, der Fürth-Fans ins Schwärmen bringt: „Um Ähnliches zu sehen, muss man Richtung Osten bis nach Wien fahren und Richtung Westen bis ins französische Nancy.“

Der Kontakt zu Dr. Habel wurde anlässlich eines Vortrages geknüpft, den er im vergangenen Jahr über die „Denkmalstadt Fürth“ im Stadtmuseum hielt. Unser Dank geht an die frühere Stadtheimatpflegerin Dr. Dagmar Solomon, die den Besuch von Dr. Habel organisiert hat.

 

Positives aus den Fürther Nachrichten

Schutz für Ensemble Dambacher Beamtensiedlung soll bewahrt bleiben

VON VOLKER DITTMAR FÜRTH — Der Landesdenkmalrat hat die sogenannte Beamtensiedlung zwischen dem Bahnhaltepunkt Alte Veste und der Zirndorfer Brücke als schützenswertes Ensemble eingestuft. Das bestätigte Gebietsreferent Karl Gattinger auf Anfrage der Fürther Nachrichten. Die Zustimmung der Stadt gilt als reine Formalie. Die zwischen 1922 und 1926 von der Baugenossenschaft Fürth für Beamte errichteten 55 Gebäude sind noch weitgehend originalgetreu erhalten. Mit ihren ursprünglich zur Eigenversorgung angelegten Gärten und den angebauten Kleintierställen bilden sie eine homogene Einheit. An den beschaulichen Wohnstraßen scheint die Zeit spurlos vorübergegangen zu sein. Der Ensembleschutz soll bewirken, dass das historische Erscheinungsbild erhalten bleibt. Dabei engt die Regelung Bewohner weniger ein, als bei einzelnen Baudenkmälern. Denn im Inneren der Gebäude können Veränderungen auch ohne Zustimmung der Denkmalschutzbehörden vorgenommen werden. Roland Breun, geschäftsführender Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft, begrüßt deshalb den Ensembleschutz auch ohne Einschränkungen. Langfristig will sich das Unternehmen allerdings von der alten Wohnanlage trennen. „Wir bieten in erster Linie Mietern die Häuser zum Kauf an“, erläutert Breun und fügt hinzu: „Die Auflagen des Ensembleschutzes haben wir bereits in sämtliche Kaufverträge aufgenommen. Denn wir wollen, dass die Siedlung in ihrer Historie für künftige Generationen erhalten bleibt.“ Knapp die Hälfte der Siedlungshäuser ist schon in privater Hand. Dazu gehört auch das Heim des früheren Schulamtsdirektors, Chorleiters und Kulturvereinsvizes Hans-Georg Kuntke in der Fuggerstraße. Schon sein Großvater hat hier gewohnt – er war Gründungsmitglied der Baugenossenschaft –, dann sein Vater und nun er. Dass nicht nur die äußere Harmonie der Siedlung erhalten bleibt, sondern auch die gute Nachbarschaft, davon ist Kuntke überzeugt. Wie er selbst haben viele Mieter hohe Summen in die Modernisierung der Wohnungen investiert. Mit großem Aufwand hat die Baugenossenschaft heuer erst ein durch Feuer schwer beschädigtes Reihenmittelhaus an der Aldringerstraße wieder aufgebaut. Wie Karl Gattinger vom Landesdenkmalamt erläutert, bedürfen Veränderungen der Raumaufteilung oder Treppenhäuser keiner besonderen Erlaubnis seiner Behörde. Der Ensembleschutz eröffnet Hausbesitzern zudem die Aussicht auf Zuschüsse für Erhaltungsmaßnahmen und die Möglichkeit steuerlicher Abschreibungen. Den Anstoß dazu hat am Ende seiner Amtszeit noch der frühere Stadtheimatpfleger Alexander Mayer gegeben. Er ist beeindruckt von der eigentümlichen Prägung der in Notzeiten entstandenen Siedlung: Der Jugendstil war abgehakt, Klassizismus und Historismus ebenfalls außer Mode gekommen. Die Entscheidung in München erfüllt nicht nur Mayer mit Genugtuung, auch seine Nachfolgerin Karin Jungkunz freut sich darüber. Nun müsse die Stadt nur noch mit einer Gestaltungssatzung wie bei der Dambacher Offizierssiedlung etwa Wintergärten und Fertiggaragen einen Riegel vorschieben. Fürths Zustimmung zur Entscheidung der Denkmalschützer ist gesetzlich vorgeschrieben. Stadtplanungsamtschef Dietmar Most sieht jedoch keinen Grund, weshalb Fürth das Plazet verweigern sollte, wie im Fall des ehemaligen Bilka-Kaufhauses von 1952. Jungkunz will sich indes nicht mit dem Schutz der Dambacher Beamtensiedlung zufriedengeben. Sie hat bereits ein weiteres Projekt vor Augen, für das es sich lohnt, zu kämpfen: Die Kriegerheimsiedlung am Kavierlein – ein typisches Gartenstadt-Ensemble, wie die bereits unter Schutz stehende Siedlung Eigenes Heim. Sie gehört ebenfalls zum Bestand der rund 1200 Quartiere der Wohnungsbaugenossenschaft. Im Gegensatz zur Beamtensiedlung steht Roland Breun einem Schutz der Kriegerheimsiedlung jedoch reserviert gegenüber. Dies deshalb, weil die Baugenossenschaft beabsichtigt, die Altbauten mit Balkonen auszustatten und Photovoltaikanlagen auf den Dächern zu installieren. Der billige Sonnenstrom soll den Mietern dann zum Kauf angeboten werden.