Die Kriegerdenkmäler in Fürth

In der Rubrik „Gastbeiträge“ wollen wir Autoren zu Wort kommen lassen, die sich mit der Fürther Stadtgeschichte befassen und Interessantes beizutragen haben. Den Anfang macht Peter Frank, Schriftführer des Fürther Geschichtsvereins und bekannter Heimatforscher. Er hat sich – passend zum Gedenken an  „100 Jahre Erster Weltkrieg “ – mit der Darstellung der Fürther Kriegerdenkmäler befasst. Hier seine Gedanken dazu:

Mahnmale zum Frieden oder weiterhin viel Heldenpathos? Die Kriegerdenkmäler in Fürth

Am Volkstrauertag im November, dem alljährlichen Gedenktag für die Opfer der Weltkriege, werden in Fürth seit 1927 an sämtlichen, den Gefallenen zum ehrenden Gedenken errichteten Denkmälern Kränze mit Schleifen in den Stadtfarben niedergelegt. Der Vollzug wurde seinerzeit der städtischen Garteninspektion übertragen. Angeordnet wurde dies von OB Dr. Wild am 11.11.1927.[1] In den Ansprachen an den Gedenkstätten wird an die Opfer eines gewaltsamen Todes auf den Schlachtfeldern und in der Gewaltherrschaft gedacht.

Die Gedenkstätten können mahnen, aber sind manche Symbole und Inschriften noch zeitgemäß? Soll man das abtun mit dem damaligen „Zeitgeist“. Oder sollten wir uns fragen: Bedürfen die „Heldendenkmale“ einer Ergänzung als Appell zum Frieden?

Im Folgenden zunächst eine Beschreibung der in Fürth bestehenden und nicht mehr bestehenden Kriegerdenkmäler. Im Schlusswort dann ein Vorschlag, der an diejenigen geht, die für den Erhalt und die Pflege der Denkmäler Sorge tragen.

Städtischer Friedhof Erlanger Straße

Gedenkstein im Feld P für die Luftkriegsopfer 1943 bis1945: ein unregelmäßiger, abgerundeter Block mit vertieften Reliefs; in Reihen gebrannte Steine mit den Daten der über 80 Bestatteten: Deutsche und ausländische Zivilpersonen, die infolge der kriegerischen Handlungen ihr Leben verloren. Neben Deutschen 5 Russen, 2 Belgier, 1 Tscheche. Weitere Sammelgrabfläche 42 m2.

Monument vom Juni 1922 am Massengrab der Brandopfer 1917 im Pulvermagazin, ein massiges Denkmal: sarkophagartiger Block aus Katzensteiner Sandstein, umgeben von einer Steinbank, einem abgestuften Abschluss und einer Urne als Bekrönung. Bei dem Brand (nach einer Explosion) in Fürth-Süd starben 54 Beschäftigte (47 Frauen, 7 Männer); davon einige noch im Krankenhaus auf Grund der Brandverletzungen. Das Denkmal trägt den Satz:
Auch sie starben für das Vaterland. Ehre ihrem Gedächtnis.

Erlanger Straße 99, neuer Israelitische Friedhof

Krieger-Gedenkstätte beim Friedhofseingang: Konkave Kalksteinwand mit 4 Tafeln; am So. 10.6.1923 war die Denkmalsweihe durch Rabbiner Dr. Behrens. Spruch: Es sind die Helden gefallen, zerbrochen die Waffen des Kampfes. Inschrift:
„Den Gefallenen zur Ehre, dem lebenden Geschlecht zur Wehr und den kommenden Generationen zur Lehre“. Inschriften der 49 gefallenen, 6 vermissten und 3 in der Dienstzeit gestorben, gesamt 58 im I. Weltkrieg gebliebenen jüdischen Opfer.

Vor der Denkmal-Wand eine liegende Platte als Mahnmal für die jüdischen Opfer der NS-Zeit. 1949 von Bildhauer Max Seufert, Fürth.

Königstraße 88, Rathaus

Rathaus-Portalvorbau, linke Arkade: Bronzetafel aus 1874 mit den Namen von 14 gefallenen Fürthern von 1870/71. Gegossen von Lenz und Herold, Nürnberg.

Stadtpark, Nürnberger Straße

Stadtpark DSCI1198

Stadtpark

Grab-Denkmal für 6 im ehemaligen Friedhof begrabenen Soldaten von 1870/71, verstorben im Stadtkrankenhaus Fürth., aufgestellt 1872 beim Hauptweg parallel zur Birkenstraße, der heutigen Otto-Seeling-Promenade ; heute beim Fontänenhof aufgestellt, umgesetzt 1997 nach Restaurierung:
Hoher Sandstein-Sockel mit Inschriftenplatte und Figur der Viktoria in Terrakotta. Entworfen vom Stadtbaurat Friedrich Friedreich. Figur entworfen von Prof. Rauch, Berlin, und hergestellt im Atelier March in Charlottenburg.[2]

Kriegerdenkmal neben der Evang.-Lutherischen Auferstehungskirche, Nürnberger Straße 15.
Am 29.10.1922 enthüllt und geweiht anlässlich des Garnisonstages am Sa/So/Mo 28./29./30.10.1922; auf hohem Sandsteinsockel die Steinfigur (aus Muschelkalk) eines überlebensgroßen Kriegers, ein Kind beschützend. Die Figurengruppe versinnbildlicht somit den Gedanken des Schutzes von Heimat und Familie. Das Denkmal wurde nach Modellen des Münchener Professor Georg Albertshofer vom Bildhauermeister Christian Hoffmann geschaffen. Im Lorberkranz vorne ist der Spruch angebracht: Der Tod für´s Vaterland ist ewiger Verehrung wert. Kleist. Hinten ist ein Relief, das einen aus der Asche sich erhebenden Phönix darstellt, der Hoffnung auf den Wiederaufstieg des deutschen Vaterlands Ausdruck verleihend. (so Rieß im Erinnerungsblatt von 1932, siehe Fußnote).
Gewürdigt wurden die Gefallenden der Garnison Fürth mit den 3 Zweigen:
6. Feld-Artillerie-Regiment, 21. Infanterie-Regiment, III. Train-Abteilung Fürth. Die Namen der Gefallenen wurden auf „Ehrentafeln“ in Buchform aufgezeichnet.[3]
Die Kosten trug zu einem Drittel die Stadt mit 200.000 Mark; zwei Drittel mit 400.000 Mark wurden von Vereinigungen der früheren hiesigen Truppenteile und des Offizierskorps und durch Spenden aufgebracht (Militär- und Kriegervereine, Krieger-Genossenschaft, gegr. 1807, mit 6 Vereinen).
1953 wurde der Sockel erneuert und der bisherige 3 Meter hohe Sockel um 1,40 Meter erhöht. Die Inschriften sind z. T. verwittert oder beschädigt. 1953 hieß es, dass eine zusätzliche Inschrift auch an die Opfer des Zweiten Weltkriegs erinnern solle.[4]

Gedenksäule für die in der Kriegsgefangenschaft nach dem II. Weltkrieg Gestorbenen und Vermissten und somit keine Gräber vorhanden sind; 1952 geschaffen vom Fürther Künstler Karl Dörrfuß, zuerst im (Musik)Pavillon aus 1933 der Freiheitsanlage bzw. späteren Adenauer-Anlage aufgestellt; Umgesetzt in den Stadtpark, östlich der Auferstehungskirche. Zurzeit unter einer Schutzabdeckung aus Holz und somit für die Öffentlichkeit nicht sichtbar.

Hallplatz

Zwischen 1888 und 1949 stand dort ein Kriegerdenkmal: Grundsteinlegung am 13.5.1888 / enthüllt am 19.8.1888; für die Gefallenen aus dem deutsch-französischen Krieg 1870/71. Ein vorwärtsstürmender Krieger, ein bayerischer Infanterist in stolzer Siegerpose eine Fahne hochhaltend und umgehängtem Siegeskranz, setzte den Fuß auf zerstörtes feindliches Kriegsmaterial.
Schöpfer des Monuments war der Münchner Bildhauer Johann Christian Hirt (1836-1897), ein gebürtiger Fürther. Finanziert durch ein Denkmalkomitee wurde das Kriegerdenkmal im Beisein von 54 Kriegervereinen enthüllt; ein Festzug durch die dekorierten Straßen ging dann zum Prater (s. Käppner-Chronik unter 1888; Biografie von Hirt in Fürther Heimatblätter 1981, S. 7-16, Bild vom Denkmal auf Seite 14).

Abgebaut wurde das Denkmal bei der Anlagen-Umgestaltung 1949 (lt. Schwammberger A-Z). Die Fürther Nachrichten brachten am 23.2.1949 nur einen kurzen Bericht, dass Gärtner des Stadtgartenamtes bei der Beseitigung des Sockelstumpfes eine Zinkschatulle fanden, in denen Urkunde, Tageszeitungen und eine kleine Sammlung Münzen aus den 1880er Jahren lagen. Die ungepflegte Anlage bei der Frauenkirche sollte renoviert werden. Hans Lotter vermerkte in seiner Serie über Alt-Fürth im Zeitungsbericht vom 2.3.2001[5], eine 1949 eingesetzte Säuberungskommission habe das Denkmal als militaristisch und kriegsverherrlichend eingestuft und damit sein Todesurteil gesprochen. Am 16.2.1995 hatte die FN – angeregt durch eine erhaltene Ansichtskarte vom Kriegerdenkmal – einen Bericht mit dem Titel „Opfer der Säuberung“ gebracht und kritisch hinterfragt: 1949 wurde das Standbild entfernt – Vergangenheit „bewältigt“? In der Zeit der aktiven Vergangenheitsbewältigung nach dem Ende des 2. Weltkrieges lief neben der Entnazifizierung auch ein Entmilitarisierungsprozess. Alles, was an Kriegsgeschichte erinnerte oder militärischen Geist zu verherrlichen schien, sollte aus dem Stadtbild verschwinden.

Blumenstraße 31, Israelitische Kultusgemeinde (ursprünglich isr. Realschule)

Marmortafel mit Namen; 1929; Enthüllung der Gedenktafel mit 34 Namen von Schülern; Kriegsopfer von 1914-18. Gestiftet von Isaak Löb Weiskopf, ein jüdischer Kaufmann (Woll-, Weiß- und Kurzwarenhändler). Er war Gründungsmitglied und späterer Vorsitzender der Bürgerinitiative „Treu Fürth“, die 1922 den Zusammenschluss von Fürth mit Nürnberg verhinderte.

Kapellenstraße-Friedhofweg (im MTV-Sportplatzgelände)

Kriegerdenkmal; 1920, 12.9. enthüllt ursprünglich am MTV-Sportplatz auf der Schwand an der Feldstraße, in Nähe Vacher Straße für die Gefallenen aus 1914-18; Relief eines zusammenbrechenden, schwer verwundeten, sterbenden Kriegers; Namen von 57 gefallenen Mitgliedern. Von einem hiesigen Künstler ausgeführt, aus fränkischem Muschelkalk.

Kronacher Straße, Trainingsgelände der Spielvereinigung Greuther Fürth

Spielvereinigung DSCI0737 - Kopie

Am Trainingsgelände der SpVgg

zuvor Standort am Laubenweg am Sportplatz, östlich der Tribüne;

Aus Granit ein stilisierter Fußball, umgeben von einem Inschriftenring auf Rundstützen, oben ein Eisernes Kreuz; enthüllt 1923, 24.6.; nach Entwurf des städtischen Bauamtmanns Karl Maurer, gefertigt von Firma Fraenkel (spendete den Granit), Bildhauer Christian Hofmann und Grabsteingeschäft Johann Zink.

Umsetzung zum Leistungszentrum an der Kronacher Straße; 1914-18;. 145 Mitglieder hatte der Verein durch den I. WK verloren. Die Namen wurden auf Pergament verewigt und in das Fundament des Denkmals eingeschlossen.
Über die Umsetzung und Neuaufstellung des „einzigen Kriegerdenkmals in Fußballform“ Mitte 2006 wurde in der Vereinszeitung vom Juli 2006 berichtet.

Nur wenige Schritte entfernt stand neben dem „Kugel-Denkmal“ ein Felsbrocken mit Inschrifttafel (Zinkgussplatte) als Erinnerungsmal (Bild siehe Habel[6]). Über dessen Verbleib ist nichts bekannt.

 

Otto-Seeling-Promenade (früheres Kolonnenhaus, Freiwillige Sanitätskolonne, Im Saal)

Tafel; 1920, 11.7. enthüllt; 1914-18. Nicht mehr vorhanden.

Über den Verbleib ist im jetzigen Pfarramt, welches das Gebäude heutzutage nutzt, und im Rot-Kreuz-Haus an der Henri-Dunant-Straße nichts bekannt.

Königstraße 103,Feuerwehrzentrale

Kaiserstraße DSCI0681

Hardenberg-Gymnasium

Im Archivraum eine Tafel vom 6.8.1922; sie verzeichnet die 1914-18 gefallenen Mitglieder der Feuerwehr.

Königstr. 105, Schliemann-Gymnasium

Marmorrelief mit Krieger und Tafeln; 1921, 6.4.; 1914-18 und für 1939-45.

Theresienstraße 12, Haus der Bäckerinnung, Hausflur

Gedenktafel an der Wand; 1914-18.

Südstadt:

Balbiererstraße (Haus Nr. 17)
Marmor-Tafel der Ehemaligen 3. Train-Abteilung an der Hauswand; 1914-18. Zum Gedenken an die gefallenen 26 Offiziere, 523 Unteroffiziere und Mannschaften. (s. auch unter Stadtpark-Denkmal).

Kaiserstr. 92, Hardenberg-Gymnasium

Eisengussrelief mit Krieger im I. OG des Treppenhauses; 1923, 21.3. für die gefallenen Schüler 1914-18, ergänzt für 1939-45. Der Krieger der Antike kämpft gegen eine Hydra, ein vielköpfiges schlangenähnliches Ungeheuer der griechischen Mythologie.

Ludwigstraße bei Haus Nr. 75/Ecke Kaiserstraße (Vorgarten)

Gedenksäule; enthüllt 1927, 18.12.; für Gefallene 1914-18 der Baugenossenschaft Reichsverband der Kriegsbeschädigten u. Kriegerhinterbliebenen; Steinsäule mit Art-Deco-Ornamentik, oben: Eisernes Kreuz aus Bronze; Inschrift im Sockel: „In Memoriam“. Geschaffen nach Entwurf des Fürther Architekten Richard Kohler.[7] Niedrige Steinmauer mit keilförmigen Pfeileraufsätzen, ca. 1960.

Turnstraße, Ehemalige TV 1860 Turnhalle

Tafel; 1920, 21.11. enthüllt; 1914-18; Für 128 gefallene Mitglieder.

Äußere Schwabacher Straße, ehemalige Munitionsfabrik

Denkmal und Tafel; 1918, 25.4.; errichtet zum Jahrestag des Brandunglücks vom 25.4.1917; aus Zementbrocken (Überreste des abgebrannten Gebäudes) und einer schwarzen Marmortafel. Heute nicht mehr vorhanden!

Äußere Stadtteile:

Atzenhof (vor Atzenhofer Str. 42 b, Abzweigung Stadelner Straße)

Atzenhof DSCI1107

Atzenhof

Denkmal aus 1923, 27.5.; für 1914-18; Relief eines gefallenen Kriegers, Sandsteinaufbau.

Burgfarrnbach, Würzburger Straße (vor Haus Nr. 474)

Kriegerfigur auf einem von Sitzlöwen flankierten Sockel aus Sandstein; 1923, 7.10. enthüllt, geschaffen von Max Seufert; für die Gefallenen von 1914-18. Für die Gefallenen von 1939-45 ergänzt durch die Soldaten-Kameradschaft Burgfarrnbach um zwei Sandsteinblöcke links und rechts mit Namenstafeln (180 Namen sind verzeichnet).

Burgfarrnbach, Kirchlicher Friedhof Oberfarrnbacher Straße 12-14

Im westlichen Teil ist eine Grabanlage für Kriegsopfer der letzten Jahre des Zweiten Weltkriegs, insbesondere Luftkriegsopfer 1943-45: 16 Zivilpersonen und 4 Wehrmachtsangehörige.
Davor eine Gedenkplatte mit den Worten „Die Opfer des Krieges mahnen zum Frieden“.
Diese Inschrift ist die einzige in Fürth, die einen Gegenwartsbezug herstellt.

Poppenreuth, in der Kirche St. Peter und Paul

Tafel, enthüllt 1920, 13.6.; für 1914-18; Die Gedenktafel enthält die Kriegsopfer der ganzen Pfarrei mit über 100 Namen. Auch eine Gedenktafel der im Krieg 1870/71 Gefallenen ist dort angebracht.

Ronhof, links neben Haus Ronhofer Straße 200

Ronhof DSCI1129 - Kopie

Ronhof

 

Denkmal für Gefallene 1914-18; Soldatenhelm auf Stele.

Sack, Sacker Hauptstr. 40/42

Wand mit zwei Tafeln sowie in der Mitte Kreuz mit Inschrift „Den gefallenen Helden beider Weltkriege“. Platz davor jüngst gärtnerisch neu angelegt.

Stadeln, Paul-Gerhardt-Straße (neben Evang. Christus-Kirche)

Kriegerdenkmal als Wand mit Inschriften für die Gefallenen der beiden Weltkriege.

Unterfarrnbach, vor Unterfarrnbacher Straße 222, Ecke Ligusterweg

Kriegerdenkmal; enthüllt 1922, 5.11. Bildstockartiger Sandstein-Pfeiler mit Relief des Hl. St. Georg. Verzeichnet sind die Namen von 22 „im Kriege 1914-18 gefallenen Opfern zum ehrenden Gedächtnis“. Laut Barbara Ohm in „Durch Fürth geführt“, Band 2, hat das Denkmal keine martialische Attitüde. In seiner Form greift es auf die Martersäulen zurück. Das Relief stellt den Heiligen Georg im Kampf mit den Drachen dar. Jede nationalistische, kriegsverherrlichende Aussage fehlt. Ganz ungewöhnlich stellt sich das Kriegerdenkmal in die religiöse Tradition.

Vach, Brückenstraße bei Nr. 12

Kriegerdenkmal mit Steinlöwen und Tafel der Gefallenen von 1914-18; um 1920 errichtet.
Als Symbol für Stärke gilt der Löwe und wird somit oft für Tapferkeit verwendet; vgl. in München, Feldherrnhalle am Odeonsplatz.

Resümee, Ausblick

Das ehemalige Kriegerdenkmal am Hallplatz bzw. in der Anlage seitlich des Amtsgerichts verherrlichte – dem Zeitgeist gemäß – den Soldatentod für die nationale Einheit von 1871. Am Sedantag (2. September) wurden in der Folge dort nationale Feiern abgehalten.

Der Abbau des Denkmals 1949 im Zuge der Umgestaltung der Anlage entsprach dem Gebot der Entmilitarisierung durch die Amerikaner ab 1945. Schon im Mai 1945 wurden die vom NS-Regime ab 1933 eingeführten Straßennamen rückbenannt oder umbenannt. Im Juni 1949 folgten nach weitere „vorbelastete“ Namen.[8]

Zunehmend kritisch beurteilt werden Kriegerdenkmäler, die eine Glorifizierung des Todes („für Ehre und Vaterland“ oder Heroisierung der Gefallenen („unseren Helden“) darstellen. Denkmäler mit derartigen Inschriften wurden im patriotischen Hochgefühl der Kaiserzeit mit seiner militarisierten Gesellschaft errichtet oder entstanden meist in den 1920er Jahren. Die Wirklichkeit sah doch beim Massensterben im Stellungskrieg anders aus. Wurden da bewunderungswürdige Taten vollbracht, wie es das Wort „Helden“ eigentlich meint?

1951 gab es eine Ausschreibung der Stadt zu einem Ideen-Wettbewerb Gestaltung eines Ehrenmals für die Toten des Zweiten Weltkrieges und der Leidensjahre. Es sollte auf dem Friedhof-Erweiterungsgelände aufgestellt werden. 58 Vorschläge wurden eingereicht; Zeichen einer großen Resonanz des Aufrufes. Der 1. Preis ging an die Tochter des früheren Stadtbaurats Zizler, Frau Centa Vogel in München, mit einer Darstellung der Apokalyptischen Reiter in einem Relief.[9] Verwirklicht wurde kein Entwurf. Aufgestellt wurde als Zielpunkt der Hauptachse nach Norden ein großes Kreuz.

Mancherorts werden Kriegerdenkmäler ergänzt durch Mahntafeln oder neuere künstlerische Formen, die zur Besinnung mahnen, und die einen Aufruf tragen zur Toleranz, Versöhnung und Verständigung zwischen den Menschen und damit zum Frieden. Es geht wohl nicht darum, einmal im Jahr am Volkstrauertag im November als nationalen Gedenktag durch Kranzniederlegungen und Ansprachen der Opfer beider Weltkriege und der Opfer von Gewaltherrschaft zu gedenken. Die Gedenkstätten sollten einen dauernden Apell vermitteln. Die Kriegsgräberstätten sind Stätten des Gedenkens an millionenfaches Leid. Sie mahnen uns und die nachfolgenden Generationen, Probleme friedlich zu lösen, den Weg zueinander zu finden, damit nicht Hass und Feindschaft zwischen den Menschen steht. Was wir nicht brauchen, ist weiter eine Verklärung des Heldentodes.

Wäre nicht eine Symbolik dergestalt denkbar, dass neben der Mahnung zum Frieden auch eine Plastik der Friedenstaube angebracht bzw. aufgesetzt wird? Dieses Zeichen würde auch optisch eine zeitgemäße Botschaft vermitteln.

Peter Frank, Nov. 2014

Quellen:

  1. P. Rieß in seiner Stadtchronik, Band 1922, Seite 140, Band 1923, S. 37, 47, S. 53; Band 1926, S. 125 (Zeitungsartikel „Die Gedenksteine in Fürth) und 1929, S. 39 b (Israel. Realschule); 1934, S. 152 (Südstadt) A. Schwammberger in „Fürth von A bis Z“, 1968; Habel, Denkmalbuch für Stadt Fürth, 1994.

Weitere Literatur

Landkreis Roth (Hrsg.): Mahnmale zum Frieden, Kriegsopfer- und Kriegerdenkmäler im Lkrs. Roth, 2012. Ein Inventar, vollständige Erfassung der K., die an die Opfer der Kriege von 1870/71, 1914-18 und 1939-45 erinnern; sowie die Entstehensgeschichte und Urheberschaft.
Fotos der Anlage: P. F

 

 

 

[1] Stadtarchiv Fürth, Ehrungen und Anordnungen, AGr. 0/286 (zuvor 023/286).

[2] Barbara Ohm: Die Viktoria im Fürther Stadtpark, Fürther Geschichtsblätter 2004, S. 24-27.

[3] Laut Stadtchronist Rieß (NBZ vom 8.11.1930 und Fürther Tagblatt vom 12./13.11.1932 in der Zeitgeschichtlichen Sammlung des StadtAFü) enthielt das Dokument (nach seinen Aufzeichnungen) 1903 Namen von Fürther Gefallenen und 156 Vermissten. Die Ehrentafeln (in Buchform) des 21. Infanterie-Regiments enthielten die Namen von 117 gefallenen Offizieren, 2023 Unteroffizieren und Mannschaften sowie 136 Vermissten. Die Ehrentafel des 6. Feldartillerie-Regiments enthielt die Namen von 29 Offizieren, 363 Unteroffizieren und Mannschaften, die des 21. Feldartillerie-Regiments die Namen von 15 Offizieren, 251 Unteroffizieren und Mannschaften, des Landwehr-Regiments Nr. 1 mit 2 Offizieren, 53 Unteroffizieren und Mannschaften, die Ehrentafel der Trainabteilung mit den Namen von 26 gefallenen Offizieren und 518 Mannschaften. Die Kriegergenossenschaft verzeichnete in ihrer Pergamentrolle 60 gefallene Mitglieder.

[4] Nordbayerische Zeitung vom 21.10.1953 „Kriegerdenkmal im Stadtpark fertiggestellt“.

[5] FN vom 2.3.2001: Erinnerung an eine leidvolle Zeit. Säuberungskommission ließ kriegsverherrlichendes Standbild entfernen. (…)

[6] Habel unter Laubenweg 60 „Zwei Kriegerdenkmäler für 1914-1918“.

[7] Stadtarchiv Fürth, Zeitungsartikel in der Zeitgeschichtlichen Sammlung „Kriegerdenkmal Südstadt“ (Nordbayer. Zeitung vom 9.11.1934, Fürther Tagblatt vom 15.3.1935).

[8] Ein Unterausschuss des Bauausschusses hatte im Mai 1949 empfohlen, die Falkland-, Skagerrak-, Langfuhrer-, Eupener-, Dessauer- und Seydlitzstraße auch umzubenennen; neue Namen: Hamburger, Kieler, Stettiner, Storchen, Rosegger, Ludwig-Thoma-Straße. Der Stadtrat folgte gegen 3 Stimmen der Empfehlung am 15.6.1949 (s. StadtAFü, 6/202).

[9] Nordbayerische Zeitung vom 17.5.1951: Ehrenmal für alle Toten des letzten Krieges. Ausstellung von Entwürfen. Apokalyptische Reiter kamen der Themenstellung am nächsten. FN vom 5.5.1951: Wettbewerb „Totenmal“ entschieden.