Kunst im öffentlichen Raum an der Jahnstraße wird erhalten

Wandgemälde gerettet Fürther Künstler erstellt eine Kopie für die Landwirtschaftsschule

VON VOLKER DITTMAR Kunst am Bau hat einen schweren Stand, wenn sie von der Mode überholt wird. Reihenweise fällt sie dann Gebäudesanierungen zum Opfer. In Fürth macht sich seit Jahren ein rühriger Arbeitskreis für ihren Erhalt stark. Sein jüngster Erfolg ist der Erhalt eines haushohen Wandgemäldes von Hans Langhojer an der Landwirtschaftsschule in der Jahnstraße. FÜRTH — Im Blick hatten die Arbeitskreismitglieder Bernd Kaag und Gerhard Ritter die Fassadenmalerei schon seit längerem. In ihrer freien Gestaltung von Naturmotiven gehört sie schließlich zu den Besonderheiten im Schaffen des renommierten Fürther Künstlers. Nach seinem Tod 1993 vermachte die Witwe den Nachlass dem Landkreis. Das Landratsamt ist Eigentümer der Landwirtschaftsschule, die jetzt energetisch saniert wird. Stadtheimatpflegerin Karin Jungkunz machte Kaag auf die Gefahr aufmerksam, dass das um 1980 entstandene Gemälde unter der Dämmung verschwindet, wie 2007 das große Sgraffito „Vertreibung“ bei der Sanierung des Wohnblocks Leyher Straße 79. Bei einem Ortstermin mit dem für die Gebäudewirtschaft zuständigen Architekten des Landratsamtes, Klaus Egerer, wurden Rettungsmöglichkeiten erwogen. Wegen der Größe des nur zweifarbigen Gemäldes erschien eine komplette Abnahme zur Restaurierung und späteren Befestigung auf der Dämmschicht als zu umständlich. Auf diese Weise konnte 2011 allerdings ein aus 187 Einzelteilen bestehendes Wandmosaik am Filmsaal der Berufsschule in der Jahnstraße erhalten werden. Als Ausweg wurde nun eine originalgetreue Kopie des Gemäldes in Erwägung gezogen. Der Zufall wollte es, dass sich ein Fürther Künstler des Problems annahm. Beim Musizieren erzählte der frühere Langhojer-Schüler Kaag dem Fürther Maler und Bildhauer Thomas Mohi von dem bedrohten Gemälde. Mohi bewarb sich erfolgreich um den Auftrag und machte sich gleich ans Werk. Das war im September vergangenen Jahres. Konturen abgepaust Die Idee des Abfotografierens und Nachmalens einer Projektion verwarf der Künstler. Weil sich das neun mal vier Meter große Gemälde über die Hausecke zieht, hätte das Abbild nur unter technischen Schwierigkeiten exakt projiziert werden können. „Ich vertraue da eher auf das Analoge, Handfeste“, sagt der 51-Jährige. Deshalb entschied sich Mohi für das Abpausen der Konturen auf transparente Plastikfolie. Die bemalte Folie hat er auf Dachlatten eingerollt und in seinem Atelier an der Dr.-Mack-Straße deponiert. Erst wenn Dämmung und Putz aufgebracht sind, tritt er wieder in Aktion. Mit einem Kopierrad aus Metall, wie es in Schneiderwerkstätten zum Übertragen von Schnittmustern gebraucht wird, ritzt er voraussichtlich Ende März die Umrisse durch die Folie in den Putz. Dann braucht nur noch die Farbe aufgetragen zu werden. Wie Klaus Egerer mitteilt, hält sich der finanzielle Aufwand bei dieser Methode in Grenzen. Insgesamt etwa drei Tage Arbeit muss der Künstler ansetzen. Inspiriert durch das Projekt, beschäftigt sich Mohi seit einiger Zeit mit Radierungen. Einen Namen gemacht hat er sich mit dem Bau archaisch anmutender Streichinstrumente, die er Mohicord nennt. Auf dem Wandgemälde von Hans Langhojer ist unter anderem die Verwandlung eines Fisches in einen Vogel abgebildet. Beim Ortstermin entdeckte Kaag weitere Gemälde seines früheren Lehrers in der Schulaula. Kaags Mitstreiter Gerhard Ritter besuchte ebenfalls Langhojers Malkurs „Freude mit Farben“ im Keller des Berolzheimerianums. Inzwischen hat er den Stab übernommen und führt den Kurs selbst in den Räumen der Volkshochschule weiter.

Aus den Fürther Nachrichten vom 23. Februar 2016

Ein großes Dankeschön geht an die Vertreter des Landkreises Fürth für die Bereitschaft, das Kunstwerk für die Nachwelt zu erhalten. Leider werden immer öfter solche Kleinode den Forderungen der energetischen Sanierung geopfert. Dass mit etwas gutem Willen sowohl der Erhalt von Kunst am Bau als auch eine sinnvolle Wärmedämmung möglich ist, beweist diese jüngste Aktion. Wir würden uns wünschen, dass sich noch mehr Bauträger ihrer Verantwortung auch für diesen Bereich bewusst werden.